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Mit einem Solostart bei den Deutschen Meisterschaften im 24 Stunden Mountainbiken steht der erste richtig wichtige Wettkampf in 2016 an. Dabei sind eine Menge Ausrüstung, die auch beim Race Across the Alps Ende Juni zum Einsatz kommen soll. Unter anderem soll die ausschließliche Ernährung über Flüssignahrung getestet werden, das Filmen im Betreuerteam trainiert werden und an einer guten Kommunikation mit dem Betreuerteam gefeilt werden. Die Anspannung ist wie zu erwarten groß, denn 24 Stunden auf dem Mountainbike sind lang, eine Deutsche Meisterschaft wird selten ohne starke Konkurrenz ausgetragen und die Erwartungen sind hoch. Persönliches Ziel ist trotzalledem nicht die gute Position in der Ergebnisliste, sondern eine solide Gesamtleistung aus Spaß im Team, gutem Film und ununterbrochenem Fahrfluss zu erbringen.

Vor dem Abend hat man schließlich schon mehrmals mit dem Gegner die Führungsrolle gewechselt. Man gibt sich jedes mal kurz die Hand und spendet ein paar aufmunternde Worte. Auf Platz zwei liegend ist in dieser Rennnacht vor den besagten Leistungseinbrüchen der Gegener nicht mehr mit dem großen Titel zu rechnen und die Angst vor einem erneuten Müdigkeitstief groß. Ununterbrochene Koffeinversorgung drückt unerbittlich aus einem Loch bei Mitternacht, bei dem ein 30 Sekunden Powernap her muss. Nur wenige Minuten zuvor endete eine Runde auf einer langen Gerade im Straßengraben und die Verzweiflung war groß. Viel früher als erwartet wurde die Nacht zum großen Gegner, was auch das Betreuerteam nach unten zog. Bei einem der drei kurzen Stopp's des Rennens wird das Licht am Abend blitzschnell angebaut und Worte wie 'es sieht gut aus' gesprochen. Der Gedanke 'Du siehst schlecht aus' ist spürbar im Unterton, aber die Motivation ist groß genug, um dem mental standzuhalten.

Wo es nur gerade aus geht, muss in der Nacht gegen starken Sekundenschlaf und Halluzinationen angekämpft werden. Wo es ohne großen technischen Anspruch den Deich steil Berg auf und Berg ab geht ist saubere Arbeit für den Kopf gefragt. Wo es nur über eine gemähte Wiese geht schmerzen die Hände, die Gelenke und das Gesäß so sehr, dass man am liebsten schieben würde. Während die Sonne auf geht leistet das Betreuerteam perfekte Arbeit. Gleichzeitig ist in Sekundenschnelle das Licht abgebaut, die Brillengläser für den Tag getauscht und die Kette frisch geölt. Es werden Runde für Runde die richtige Nahrung und das richtige Getränk angereicht, um ohne anzuhalten weiterfahren zu können. Mental ist die Nacht ein Geduldsspiel, dass man nicht verlieren sollte, denn man sagt, dass der, der in der Nacht vorne ist, auch am Ende die Nase vorne hat.

Nicht nur die Sonne scheint stark, sondern auch die Gegner, welchen erst am Ende der Nacht nach Leistungseinbrüchen einige Minuten aufgedrückt werden konnten. Das alles über 24 Stunden, was eine ganz schön lange Zeit ist. Der Fahrstil erfordert auch noch in den Morgenstunden viel Konzentration, die Fahrweise viel Konstanz und die Psyche viel Kraft. Die Strecke ist sicher keine typische Mountainbike Strecke, aber typisch für 24 Stunden Rennen. Nach vielen Stunden tut sie so weh, dass jede Passage die beim ersten Abfahren noch einfach schien, plötzlich doch schwer ist.

Die Erschöpfung ist groß, genauso wie die Freude. Beinahe kommen die Tränen, als der eiserne Pokal zum Titel des Deutschen Meisters im 24 Stunden Solo Mountainbike übergeben wird. Es war ein fairer Wettkampf mit sehr fairen Teilnehmern. In Millimeter dicke Staubschichten gehüllt umarmt man sich vor der Siegerehrung und gratuliert dem anderen zu seiner großartigen Leistung. Das ist viel wichtiger als jedes Fernsehinterview oder Statement zu den über 508 gefahrenen Kilometern. Kurz zuvor wurden noch in unterirdisch langsamen Rundenzeiten die letzten Kräfte in der seit einem Tag herrschenden Hitze auf der 12 Kilometer langen Runde um den Alfsee bei Osnabrück verpulvert.